Mittwoch, 15. Oktober 2014

Unglaubliches Indien

Es sind einige Wochen vergangen seit meinem letzten Post. Ich habe in der Zwischenzeit viel gesehen, erlebt, erfahren und gelernt. Um diesen Post übersichtlich zu halten, gibt es hier eine Highlight-Liste. Es ist eine Sammlung von Beobachtungen, Dingen oder Erlebnissen, die mir in Erinnerung geblieben sind, die sich besonders von der eigenen Kultur abheben oder die einfach so erwähnenswert sind.

1. Das Mädchenheim
Zunächst noch ein paar Worte zu meiner Einsatzstelle, in der ich jetzt seit einigen Wochen arbeite. Im Moment wohnen 23 Mädchen im Alter von 3 bis 16 Jahren im SEERS (Socio Economic Education Rehabilitation Society) Girls Home. Die meisten kommen aus Familien, die auf der Straße leben und die Kinder finanziell nicht unterhalten können, bzw. ihnen keine Schulbildung ermöglichen können. SEERS hat sich auf die Fahne geschrieben, den Mädchen Schutz, ausgewogene Ernährung, angemessene Hygiene und gute Bildung zur Verfügung zu stellen, bzw. zu ermöglichen. Unterstützt wird das Mädchenheim durch finanzielle und materielle Spenden. In den letzten Wochen waren mehrmals Spender vor Ort, die z.B. eine warme Mahlzeit oder neue Kleidung für alle mitgebracht haben. Auch ein neuer Gasherd wurde gespendet und die Kinder wurden zu einem musikalischen Programm anlässlich von Diwali (oder Dipavali, siehe Punkt 10) eingeladen.

2. Die Arbeit mit den Kindern
Unter der Woche ist unsere Zeit mit den Mädchen ziemlich begrenzt. Alle gehen zur Schule und kommen um 15:30 Uhr nach Hause. Von 16 bis 18 Uhr haben wir theoretisch Zeit etwas vorher Geplantes in die Tat umzusetzen. Bisher ist das jedoch leider noch so gut wie gar nicht passiert. Zum einen mussten wir feststellen, dass es schwierig ist, mit Indern Absprachen zu treffen und Pläne zu machen. Alles dauert hier viel länger als bei uns und wir warten immer noch darauf, dass die Arbeit richtig losgeht. Zum anderen verschiebt sich aber auch oft der Zeitplan, sodass letztlich sowieso sehr wenig Zeit bleibt, etwas zu tun. Ein weiteres Problem ist die Sprache. Die meisten Mädchen sprechen nur so viel Englisch wie Sabine und ich Tamil, sodass die Kommunikation oftmals durch Hände und Füße, Zeichnungen oder aber Übersetzung vonstatten geht. Aufgrund der großen Altersspanne ist es außerdem schwierig alle unter einen Hut zu bekommen. Bisher haben wir viele kleine Spiele ohne viel Material gespielt, Geschichten und Märchen erzählt (mit Hilfe von Zeichnungen oder Übersetzungen), zusammen gemalt, gesungen und getanzt. Zwischendurch haben die Mädchen uns immer mal wieder ein paar Brocken Tamil beigebracht (ich weiß mittlerweile fast alle Körperteile zu benennen) und wir ihnen im Gegenzug ein paar neue englische Wörter. Für künftige Aktivitäten überlegen wir die Gruppe aufzusplitten oder samstags, wenn die Kinder den ganzen Tag da sind, Workshops anzubieten, an denen dann freiwillig teilgenommen werden kann. Unsere Ideen gehen in alle Richtungen: Sportliche Aktivitäten auf dem großen Rasenfeld, das direkt neben dem Heim liegt (von Yoga über Akrobatik bis hin zu Frisbee), Kreatives (Basteln, Malen, Stoffe färben...), Musikalisches (Singen, Klatsch- und Rhythmus-Spiele, Tanzen...) und Ausflüge an den Strand, in Museen etc.

3. Der Umgang im Heim
Generell lässt sich sagen, dass der Umgang bei SEERS sehr familiär ist. Die Familie des Direktors, Mr. Kalyana-Sundaram, ist ständig im Heim anzutreffen und uns wurde auch am ersten Tag mitgeteilt, wir seien jetzt Teil der SEERS-Familie. Die vier ältesten Mädchen sind zu ¨leaders¨ ernannt worden und kümmern sich darum, dass die Jüngeren die Regeln einhalten, geben Essen aus und sorgen für Ruhe, wenn Besuch da ist. Dabei werden auch gerne kleine Schläge verteilt. Ich habe in den letzten Wochen beobachtet, dass ein gewisses Maß an Gewalt in der Erziehung und im Umgang miteinander hier normal ist. Teils habe ich sogar das Gefühl, dass es liebevoll gemeinte Gesten sind. Es wird in Wangen und Lippen gezwickt, anschließend wird die Hand wie zu einem Handkuss zum eigenen Mund geführt. Die Mädchen machen das auch untereinander, wollen es auch bei mir machen. Mir gegenüber sind die Mädels mittlerweile sehr zutraulich geworden. Ich werde nur noch ¨Norakka¨ genannt, eine Zusammensetzung aus meinem Namen und ¨Akka¨, was große Schwester auf Tamil heißt. Faszinierend wirken auf die Mädchen meine Haut-, Haar-, und Augenfarbe. Immer wieder kommen Beschreibungen wie ¨sand-colour¨ für die Haut, ¨hair dyed?¨ oder ¨cat eyes¨.

4. Gewalt vs. Sexualität
Das schon im oberen Punkt erwähnte andere Verhältnis zu Gewalt spiegelt sich auch in Filmen wider, die die Mädchen sich ansehen. Schon mehrmals wollten sie mit uns Horrorfilme ansehen, in denen dann Arme abgeschnitten werden und das Blut spritzt. Filme, die in Deutschland FSK16 sein würden, werden hier von Dreijährigen angesehen. Ein hier allseits beliebter Film, den wir uns auch in unserer ersten Woche im Kino angesehen haben, dreht sich um einen männlichen Helden, der im Laufe des Films diverse Menschen umbringt, größtenteils ohne ersichtlichen Grund. Auf mich wirkte der Film gewaltverherrlichend, der Protagonist wurde zunehmend von der Protagonistin angehimmelt, je mehr Kämpfe er gewann. Eine Frage, die sich mir stellt, ist: Sind die Filme aufgrund der Mentalität so oder tragen die Filme dazu bei, dass das Verhältnis zur Gewalt so ist, wie es ist?  Sehr entgegengesetzt ist das Verhältnis zu Sexualtität. Die Kollegen im Heim lassen die Mädchen ohne Vorbehalte oben genannte Gewalthandlungen ansehen, doch bei der kleinsten romantischen Annäherung zwischen Mann und Frau wird der Film vorgespult, z.B. wenn es zum angedeuteten Kuss kommt oder zu einer zärtlichen Umarmung. 

Heute kam das Gespräch zwischen unserem Mentor und mir durch Zufall auf die Verhütung mit der Anti-Baby-Pille und er hat mir erklärt, dass man Mädchen in Indien erst mit 18 Jahren erklärt, was es damit auf sich hat. Ich habe erwähnt, dass man das in Deutschland wesentlich früher macht, spätestens mit 12 oder 13 Jahren, woraufhin er mich entgeistert angeschaut hat. Außerdem habe ich vorsichtig angemerkt, dass es angesichts der hohen Geburtenrate in Indien vielleicht nicht schlecht wäre, mal darüber nachzudenken, das Thema auch hier etwas früher anzusprechen. Das große Problem bei der Sache ist, dass Sexualität hier ein echtes Tabu-Thema ist, man spricht einfach überhaupt nicht darüber. Obwohl ich es sehr wichtig fände, die Mädchen in dieser Hinsicht aufzuklären, weiß ich nicht, ob es möglich sein wird, das innerhalb meiner Zeit hier durchzusetzen.

5. Religion
Faszinierend wirkt auf mich, wie offen die Menschen hier mit ihrer Religion umgehen. Was bei uns in Deutschland in den Bereich des Privaten fällt, wird hier öffentlich zur Schau getragen. Hindu-Frauen erkennt man an den Punkten auf der Stirn (Pottu auf Tamil), Zehenringen (ein Zeichen dafür, dass sie verheiratet sind) oder daran, dass Gesicht, Hände und Füße mit Kurkuma gelb gefärbt sind. Christen lassen sich nicht so sehr an Zeichen am Körper selbst erkennen, dafür steht am Auto groß ¨God bless you¨ ¨Jesus loves you¨  oder ¨I love God¨. Im Bus wurde ich schon dreimal gefragt: ¨Jesus Christ??¨ Es ist hier auch müßig zu erklären, dass man sich weder Hinduismus, noch Christentum zugehörig fühlt. Man wird nur entgeistert angeschaut.

6. Gents first
Aus Höflichkeit der Dame den Vortritt zu lassen, kennt man hier in Indien nicht. Männer werden in Restaurants grundsätzlich als erstes bedient. Einmal ist es uns nach dem Essen passiert, dass der einzige Mann der Runde gerade auf Toilette war, als der Kellner die Rechnung bringen wollte. Dieser ist dann so lange um den Tisch herumgeschlichen, bis unser Hahn im Korb wieder auf seinem Platz saß. Erst dann ist er zum Tisch gekommen und hat das Rechnungsetui vor ihm abgelegt.

7. Politische Emotionalität
In unserer dritten Woche hier ist die ehemalige Schauspielerin und ¨Chief Ministerin¨ von Tamil Nadu, J.Jayalalithaa, wegen Korruption verurteilt worden. Der Prozess hatte 18 Jahre gedauert, war zwischendurch nach Bangalore verlagert und mit anderem Gericht neu aufgerollt worden. Schon vorher war mir aufgefallen, dass nicht nur an vielen Mauern am Straßenrand ihr Gesicht prangte, sondern sie mir auch von Rucksäcken, Wasserflaschen und Kopfbedeckungen entgegenblickte. Viele hier nennen sie nur ¨Amma¨, was Tamil für Mutter ist. Sie wird bewundert, für das, was sie erreicht hat. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung wurden in Chennai nahezu alle Läden geschlossen, wir Freiwilligen wurden nach Hause geschickt und angewiesen, das Haus an dem Tag nicht mehr zu verlassen. Aufgrund des Urteils gab es politische Unruhen, sogar ein Bus wurde angezündet. Die Emotionalität, mit der die Menschen hier auf das Urteil reagiert haben, hat mich überrascht. In Deutschland würden die Menschen zwar auch reden, wenn nun z.B. Angela Merkel verurteilt würde und vielleicht gäbe es auch verschiedene Meinungen, die ausdiskutiert würden, aber die meisten würden es wohl achselzuckend hinnehmen und sagen, geschieht ihr recht, wenn sie nunmal korrupt war. Diese Seite gibt es hier auch, die Menschen, die sie nicht anhimmeln, sagen, es ist gut, dass sie verurteilt wurde und sie keine Immunität aufgrund ihres Status genießt. Sie sehen es als Zeichen gegen Korruption in Indien.

8. Gastfreundlichkeit
Die Gastfreundlichkeit, für die die Inder über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind, konnte ich selbst schon am eigenen Leib erfahren. Wenn man eine Wohnung betritt, wird einem häufig, ohne gefragt worden zu sein, ein Tee serviert. Oft wird auch ein Mittag- oder Abendessen angeboten, je nachdem, zu welcher Tageszeit der Besuch stattfindet. Mit dem Essen sind die Inder außerdem sehr großzügig. Ich habe mir angewöhnt, sehr deutlich zu machen, wenn ich nur wenig essen möchte, weil es ansonsten schnell passiert, dass ein ganzer Berg Reis auf meinem Teller landet.

9. Monsunzeit
Die ¨rainy season¨ hat nun endgültig begonnen. Die ersten Wochen hier waren noch relativ trocken, es kam nur ab und an ein kräftiger Schauer vom Himmel und dann war wieder Ruhe. Es wurde schon vermutet, dass es das 15. Jahr ist, in dem die Monsunzeit außergewöhnlich trocken ist. Jetzt regnet es aber doch fast jeden Tag, oft über mehrere Stunden hinweg. Man tut gut daran, immer einen Schirm dabei zu haben, weil es oft überraschend anfängt. Wegen des ständigen Regens hat es auch deutlich abgekühlt, auf etwa 25 Grad. Das ist wiederum ganz angenehm, im Moment brauchen wir nachts nicht einmal den Ventilator anzuschalten, um schlafen zu können.

10. Diwali oder Dipavali
Gestern war Diwali, oder besser gesagt Dipavali, wie es auf Tamil genannt wird. Schon 10 Tage im Voraus haben die Leute angefangen, auf der Straße Böller anzuzünden, je näher das Fest rückte, desto mehr wurden es. Dann war er da, der große Tag. Dipavali ist hier sowas wie Weihnachten, die Mädchen im Heim haben uns schon Wochen im Voraus immer wieder gefragt, ob wir an dem Tag da sein und was wir anziehen würden. Sie selbst hatten, wie oben schon erwähnt, extra neue Kleider geschenkt bekommen und der Festtag war mit Vorfreude erwartet worden. Wir waren eingeladen worden, den ganzen Tag mit den Mädchen zu verbringen und anschließend auch im Heim zu übernachten. Der Tag bestand zum Großteil aus verschiedenen Mahlzeiten, das Frühstück wurde von Spendern ins Heim gebracht, zum Mittagessen sind wir außer Haus gewesen, das Abendessen wurde wieder im Heim eingenommen, zur Feier des Tages war Fleisch in den Reis gemischt. Mittags ging es dann zum Marina Beach, dem 15 km langen Sandstrand von Chennai. Dort hatten die Mädchen einen Heidenspaß beim Spiel mit den Wellen, obwohl fast keines von ihnen schwimmen kann und deshalb alle nur mit den Füßen im Wasser waren. Sabine und ich hatten unsere neuen Saris an, meiner aus dunkelroter Seide, ihrer aus dunkelblauer Baumwolle. Am Abend ging das Geballer der Feuerwerkskörper dann erst so richtig los. Fünf große Kästen mit verschiedenstem Feuerwerk waren im Voraus gespendet worden und die Mädchen hatten ihre Freude am Zünden der Knallkörper und Fontänen. Beim Anblick des Umgangs mit den Zündstäbchen ist mir ein bisschen schlecht geworden, ich und Sabine waren ständig dabei, zur Vorsicht zu mahnen und die Stäbchen von der Kiste mit den Knallkörpern fernzuhalten. Glücklicherweise ist alles gutgegangen und alle hatten Spaß, ohne Verbrennungen davonzutragen.
Heute geht das Geknalle immer noch weiter, laut unseres Mentors soll es noch eine Woche lang dauern. Mir geht das Geballer ziemlich auf die Nerven und ich frage mich, ob es wirklich sein muss, das Ganze so exzessiv zu zelebrieren. Das meiste macht sowieso nur Krach und verpestet sie Luft. Abgesehen davon sind die Straßen natürlich verschmutzter denn je. Ich werde von jetzt an jedenfalls immer an Silvester daran denken, wie ich Dipavali in Indien erlebt habe.


Zum Schluss noch ein paar Fotos, bunt gemischt von Dipavali und davor: 


Dienstag, 9. September 2014

Ankommen

Die erste Woche in Chennai, meinem neuen Lebensraum für die nächsten 11 Monate, ist geschafft. Hier das erste Update, wie es mir hier bisher ergangen ist:
Nach insgesamt 10 Stunden Flug bin ich zusammen mit den anderen neun Freiwilligen, die auch über ijgd und UDAVI in Chennai arbeiten werden, sicher gelandet. Vom Flieger aus hatte die Stadt auf mich sehr groß, bunt und überraschend grün gewirkt. Mit dem UDAVI-Bus wurden wir abgeholt und konnten zum ersten Mal Chennai-Luft schnuppern. Das Interessante ist, dass es an jeder Ecke einen neuen Geruch gibt.... Abgase, Müll, Essen, Urin, Blumen... sie alle geben ihr Aroma in die Luft ab. Aber nicht nur die Gerüche der Stadt sind überwältigend, es gibt auch viel zu hören, besonders der Verkehr ist sehr laut. Das liegt hauptsächlich daran, dass alle Fahrzeuge - ob Roller, Rikscha, Auto oder Bus -  fast ständig hupen. Man hat das Gefühl, der Verkehr unterliegt keinerlei Regeln, funktioniert aber auf wundersame Weise trotzdem. Das zu beobachten war einer der ersten visuellen Eindrücke der Busfahrt zu unserer Wohnung für die nächste Zeit. Zu sehen gibt es aber noch viel mehr: an den Straßenrändern gibt es unzählige kleine Läden, es werden allerlei Speisen, Kleider, Körbe, Blumen usw. angeboten. Menschen kochen, essen, waschen, nähen, flechten, schlafen und pinkeln auf der Straße. Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Gebäuden - von einfachen Zelten über Strohhütten bis zu großen Häusern mit Glasfassaden ist alles dabei. Die Kleidung der Leute ist wunderschön, es gibt Saris und Kurtis in allen möglichen Farben und mit den unterschiedlichsten Mustern bedruckt. Viele Frauen tragen Blumen im Haar, deren Duft einem in die Nase steigt.
So viel zu meinen Eindrücken der ersten Busfahrt.
Ich und die anderen Freiwilligen sind in zwei Wohnungen untergebracht, es wird natürlich nach Geschlechtern getrennt. Es ist auch nicht gern gesehen, sich gegenseitig zu besuchen. Die Wohnungen liegen in einem sehr ruhigen Viertel, vom Verkehrlärm bekommt man fast gar nichts mit. Neben einer westlichen Toilette ist das die größte Stärke. Unsere Mädels-WG verfügt außerdem über einen großen Balkon, was gut ist, um die Wäsche zu trocknen, die wir hier von Hand waschen. Ein weniger schöner Aspekt sind die im Badezimmer wohnhaften Kakerlaken... aber auch an deren Anwesenheit gewöhnt man sich mit der Weile. ;)
In der ersten Woche habe ich hier schon viel erlebt. Es gab ein von UDAVI organisiertes Orientierungsseminar, sodass wir jeden Tag Fragen stellen und noch ein paar Informationen über die indische Kultur sammeln konnten. Das erste was man hier lernen muss, ist alles gelassen zu nehmen und Geduld zu haben. Es ist nicht selten, dass Pausen von geplanten 10 Minuten auf 45 Minuten ausgedehnt werden oder dass man auf Dokumente 2 Tage warten muss. In manchen Dingen ist Indien sogar noch bürokratischer als Deutschland. Man muss eine immigration registration machen und dazu mindestens 10 verschiedene Papiere mitbringen. Vorher muss man alles einscannen und online hinschicken, bevor man einen Termin bekommt. Ohne diese immigration registration kann man keinen Internet-Stick kaufen. Eine Sim-Karte kann man auch nicht so einfach kriegen, die kann man nur mit einer Bürgschaft von einem hier wohnhaften Inder kaufen. Außerdem sind Kopien von Reisepass und Visum notwendig, ein Foto muss man auch abgeben. Dann dauert es etwa 2 Tage, bis die Sim-Karte freigeschaltet wird. Wie gesagt: Geduld ist gefragt.
Neben all diesen orgasisatorischen Dingen hatten wir am Donnerstag die Gelegenheit, in Kleingruppen eine Einsatzstelle zu besuchen. Ich war mit drei weiteren Freiwilligen in einer Schule, der ¨Hindu Union Committee Middle School¨. Im Voraus hatten wir mehrere Aktivitäten geplant, um eine Doppelstunde zu füllen. Wir wurden sehr freundlich empfangen und alle waren sehr bemüht, uns angemessen Willkommen zu heißen. Wir haben uns dabei sogar ein bisschen unwohl gefühlt, weil wir so empfangen wurden, als wäre unser Besuch etwas ganz Besonderes. Trotz einiger Kommunikationsschwierigkeiten, die gerade am Anfang aufkamen, konnten wir die meisten unserer Aktivitäten durchführen: ein Namensspiel, eine kurze Vorstellung über Deutschland, zwei weitere Gruppenspiele. Am Ende konnte jedes Kind noch auf einem Bild malen, was es mit Deutschland verbindet. Dieser Besuch in der Schule war ein guter Einstieg, um herauszufinden, was trotz Sprachbarriere funktioniert und was nicht. Es war eine gute Vorbereitung für den Einstieg in unsere eigenen Einsatzstellen. Am kommenden Montag werden wir wahrscheinlich unseren ersten Tag haben. Ich bin schon sehr gespannt, was auf mich und Sabine, die mit mir in dem Mädchenheim arbeitet, zukommt.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Was die Presse sagt

Um die Menschen in meiner Heimat im Vorfeld ein bisschen über meinen Freiwilligendienst mit weltwärts und die ijgd zu informieren, habe ich Christine Tscherner von der Lokalredaktion der Allgemeinen Zeitung in Bingen ein kleines Interview gegeben. Hier ist der Artikel, der dabei herausgekommen ist:

http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/bingen/bingen/von-bingen-nach-suedindien-nora-staab-wird-in-maedchenheim-arbeiten_14329008.htm


Dienstag, 8. Juli 2014

Die Zeit rennt...

Es ist so weit - mein Abreisedatum steht fest! Am 31. August fliege ich von Frankfurt aus über Dubai nach Chennai. So langsam wird es ernst, es sind nicht mehr viele Wochen bis es losgeht. Ich werde immer aufgeregter, je näher der Tag rückt!
Vorgestern bin ich vom zweiten Vorbereitungsseminar zurückgekommen, das auch wieder richtig super war. Es gab nochmal viele nützliche Infos, eine Reisemedizinerin hat all unsere Fragen beantwortet und ein in Deutschland lebendes indisches Ehepaar hat uns viel über Land und Leute erzählt. Die Stimmung in der Gruppe war wieder großartig und wir hatten viele gute Gespräche, viel Spaß und noch dazu fast die ganze Zeit sonniges Wetter. Wir haben über Rassismus und Spache gesprochen, Organisatorisches bezüglich des Visums geklärt und es gab auch einige kulinarische Highlights: Selbstgemachte Schokolade und Käsespätzle zum Beispiel. Außerdem habe ich zusammen mit 3 weiteren Leuten für die ganze Truppe Indisch gekocht, was viel besser geklappt hat als ich gedacht hätte.

Unsere tolle Gruppe
Bei mir geht es jetzt in den Bachelorarbeits-Endspurt, nur noch gute zwei Wochen, dann muss ich abgeben. Am 25.08. habe ich noch meine mündliche Abschlussprüfung, es folgt jetzt alles Schlag auf Schlag. In der Zwischenzeit gilt es das Visum zu beantragen, die Impfungen abzuschließen, weitere Spenden zu sammeln, alles Notwendige zu besorgen, das ich mitnehmen möchte und aus meiner WG auszuziehen. Falls jemand schonmal in Indien war und Tipps hat, was ich unbedingt einpacken sollte, gerne einfach kommentieren! :)

Donnerstag, 26. Juni 2014

Vorbereitung außerhalb der Vorbereitungsseminare

Obwohl ich eigentlich gerade meine Bachelorarbeit schreibe gibt es doch einiges, das ich an Vorbereitung nebenbei mache. Zum einen muss natürlich an Gesundheitsvorsorge gedacht werden, ich lasse mich schön impfen, entsprechend der Empfehlungen des Auswärtigen Amtes. Gestern wurden mir direkt mal die ersten drei Spritzen in den Arm gerammt (Aua). Außerdem bin ich dabei, meinen Förderkreis aufzubauen. Aber es gibt ein paar Sachen, die richtig Spaß machen und die ich gerne mal so zwischendurch mache, wenn das Geschreibsel der BA allzu mühsam wird. Dazu gehört das Einrichten dieses Blogs, das Lernen von Tamil, der Sprache, die in Chennai gesprochen wird und das Ausprobieren von indischen Rezepten. Mit letzterem schlage ich sogar zwei Fliegen mit einer Klappe, da ich auf dem zweiten Vorbereitungsseminar einen kleinen Vortrag über die indische Kochkunst halten werde.




Für das Lernen von Tamil habe ich über einen meiner Mitstreiter, der auch einen Freiwilligendienst in Chennai macht, eine ganz gute Webseite/App entdeckt. Memrise, damit kann man übrigens auch andere Sprachen erlernen. Die Kurse sind alle kostenlos und dafür finde ich es richtig gut. Und es gibt ganz lustige Eselsbrücken ;)









Ich liebe die indischen Gewürze und ich liebe das Kochen. Inzwischen habe ich schon einiges aus diesem tollen Kochbuch ausprobiert, das wirklich zu empfehlen ist.



 Hier einige meiner bisherigen Koch-Ergebnisse:



Kichererbsencurry



Gurken-Raita 



Blumenkohl mit Ingwer











Der Blumenkohl und die Gurken-Raita habe ich zusammen gegessen und das hat einfach fantastisch geschmeckt! :)


 


Gemüsecurry


Zwiebel-Tomaten-Salat (Kachumber)


Lamm mit Aprikosen und Reis


Wassermelonencurry mit Reis




Meeresfrüchte und Gemüse in Kokosmilch mit Reis










Falls jemand Interesse an einem der Rezepte hat, kann er oder sie gerne auf mich zukommen. :)

Mittwoch, 25. Juni 2014

Wie alles begann...

Anfang April fing alles an. Ich habe mich nach langem Nachdenken für den weltwärts-Freiwilligendienst bei den ijgd beworben. Meine favorisierten Einsatzstellen waren alle im Bereich "Arbeit mit Straßenkindern" angesiedelt, insgesamt habe ich mich für drei Projekte beworben. Bald darauf kam eine E-Mail mit dem Termin für ein einstündiges Telefoninterview, in dem es um mich und meine Motivation gehen sollte. Ich war an jenem Tag ziemlich aufgeregt, aber dann ging das Gespräch doch ganz angenehm über die Bühne. Dann hieß es allerdings erstmal Abwarten. Innerhalb von 2 Wochen sollte ich Bescheid bekommen... nach 2 Wochen war immer noch keine Mail im Postfach und ich hab bei den ijgd angerufen. Wenig später kam dann der Dämpfer: ich stand auf der Warteliste. Zu dem Zeitpunkt habe ich das Ganze eigentlich schon abgehakt, denn ich rechnete nicht damit, dass jemand, der einmal einen Platz sicher hat wieder abspringen würde. Doch dann das Wunder: nur einen Tag später kam ein Anruf mit dem Angebot, in einem Mädchenheim in Chennai zu arbeiten. Nachdem ich mich über das neue Projekt so weit es möglich war informiert hatte, sagte ich zu. Von dem Moment an war klar: es klappt tatsächlich, ich gehe fast ein Jahr lang nach Indien! 

Eine Woche später startete das erste Vorbereitungsseminar. In einem Dörfchen namens Asche, nicht weit von Göttingen versammelten sich insgesamt 17 junge Menschen, die alle das gleiche vorhaben. Die Atmosphäre war von Anfang an super und es waren fünf wahnsinnig spannende, schöne Tage. Wichtige organisatorische Dinge wurden besprochen, wir haben unsere Motivation, Erwartungen und Befürchtungen ausgetauscht. Es wurde viel hinterfragt und es gab Raum, um sich mit der eigenen kulturellen Prägung zu beschäftigen. Insgesamt war das Seminar sehr befruchtend, es gab viel neuen, interessanten Input und jeder konnte sich selbst einbringen... ob in Gesprächen, bei WUPS (Warm-Ups) oder in der Küche. 
Nächste Woche beginnt das zweite Vorbereitungsseminar, auf das ich mich jetzt schon sehr freue! :)