Die erste Woche in Chennai, meinem neuen Lebensraum für die nächsten 11 Monate, ist geschafft. Hier das erste Update, wie es mir hier bisher ergangen ist:
Nach insgesamt 10 Stunden Flug bin ich zusammen mit den anderen neun Freiwilligen, die auch über ijgd und UDAVI in Chennai arbeiten werden, sicher gelandet. Vom Flieger aus hatte die Stadt auf mich sehr groß, bunt und überraschend grün gewirkt. Mit dem UDAVI-Bus wurden wir abgeholt und konnten zum ersten Mal Chennai-Luft schnuppern. Das Interessante ist, dass es an jeder Ecke einen neuen Geruch gibt.... Abgase, Müll, Essen, Urin, Blumen... sie alle geben ihr Aroma in die Luft ab. Aber nicht nur die Gerüche der Stadt sind überwältigend, es gibt auch viel zu hören, besonders der Verkehr ist sehr laut. Das liegt hauptsächlich daran, dass alle Fahrzeuge - ob Roller, Rikscha, Auto oder Bus - fast ständig hupen. Man hat das Gefühl, der Verkehr unterliegt keinerlei Regeln, funktioniert aber auf wundersame Weise trotzdem. Das zu beobachten war einer der ersten visuellen Eindrücke der Busfahrt zu unserer Wohnung für die nächste Zeit. Zu sehen gibt es aber noch viel mehr: an den Straßenrändern gibt es unzählige kleine Läden, es werden allerlei Speisen, Kleider, Körbe, Blumen usw. angeboten. Menschen kochen, essen, waschen, nähen, flechten, schlafen und pinkeln auf der Straße. Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Gebäuden - von einfachen Zelten über Strohhütten bis zu großen Häusern mit Glasfassaden ist alles dabei. Die Kleidung der Leute ist wunderschön, es gibt Saris und Kurtis in allen möglichen Farben und mit den unterschiedlichsten Mustern bedruckt. Viele Frauen tragen Blumen im Haar, deren Duft einem in die Nase steigt.
So viel zu meinen Eindrücken der ersten Busfahrt.
Ich und die anderen Freiwilligen sind in zwei Wohnungen untergebracht, es wird natürlich nach Geschlechtern getrennt. Es ist auch nicht gern gesehen, sich gegenseitig zu besuchen. Die Wohnungen liegen in einem sehr ruhigen Viertel, vom Verkehrlärm bekommt man fast gar nichts mit. Neben einer westlichen Toilette ist das die größte Stärke. Unsere Mädels-WG verfügt außerdem über einen großen Balkon, was gut ist, um die Wäsche zu trocknen, die wir hier von Hand waschen. Ein weniger schöner Aspekt sind die im Badezimmer wohnhaften Kakerlaken... aber auch an deren Anwesenheit gewöhnt man sich mit der Weile. ;)
In der ersten Woche habe ich hier schon viel erlebt. Es gab ein von UDAVI organisiertes Orientierungsseminar, sodass wir jeden Tag Fragen stellen und noch ein paar Informationen über die indische Kultur sammeln konnten. Das erste was man hier lernen muss, ist alles gelassen zu nehmen und Geduld zu haben. Es ist nicht selten, dass Pausen von geplanten 10 Minuten auf 45 Minuten ausgedehnt werden oder dass man auf Dokumente 2 Tage warten muss. In manchen Dingen ist Indien sogar noch bürokratischer als Deutschland. Man muss eine immigration registration machen und dazu mindestens 10 verschiedene Papiere mitbringen. Vorher muss man alles einscannen und online hinschicken, bevor man einen Termin bekommt. Ohne diese immigration registration kann man keinen Internet-Stick kaufen. Eine Sim-Karte kann man auch nicht so einfach kriegen, die kann man nur mit einer Bürgschaft von einem hier wohnhaften Inder kaufen. Außerdem sind Kopien von Reisepass und Visum notwendig, ein Foto muss man auch abgeben. Dann dauert es etwa 2 Tage, bis die Sim-Karte freigeschaltet wird. Wie gesagt: Geduld ist gefragt.
Neben all diesen orgasisatorischen Dingen hatten wir am Donnerstag die Gelegenheit, in Kleingruppen eine Einsatzstelle zu besuchen. Ich war mit drei weiteren Freiwilligen in einer Schule, der ¨Hindu Union Committee Middle School¨. Im Voraus hatten wir mehrere Aktivitäten geplant, um eine Doppelstunde zu füllen. Wir wurden sehr freundlich empfangen und alle waren sehr bemüht, uns angemessen Willkommen zu heißen. Wir haben uns dabei sogar ein bisschen unwohl gefühlt, weil wir so empfangen wurden, als wäre unser Besuch etwas ganz Besonderes. Trotz einiger Kommunikationsschwierigkeiten, die gerade am Anfang aufkamen, konnten wir die meisten unserer Aktivitäten durchführen: ein Namensspiel, eine kurze Vorstellung über Deutschland, zwei weitere Gruppenspiele. Am Ende konnte jedes Kind noch auf einem Bild malen, was es mit Deutschland verbindet. Dieser Besuch in der Schule war ein guter Einstieg, um herauszufinden, was trotz Sprachbarriere funktioniert und was nicht. Es war eine gute Vorbereitung für den Einstieg in unsere eigenen Einsatzstellen. Am kommenden Montag werden wir wahrscheinlich unseren ersten Tag haben. Ich bin schon sehr gespannt, was auf mich und Sabine, die mit mir in dem Mädchenheim arbeitet, zukommt.
Dienstag, 9. September 2014
Ankommen
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Hallo,
AntwortenLöschenich hoffe ihr Metropolitans habt uns Kleinstädter noch nicht vergessen. Ich hab leider kein WhatsApp, vielleicht können wir auch anders kommunizieren! Es freut mich, dass es dir anscheinend so gut geht!
Habt weiterhin eine schöne Zeit!
Bennett aus Pondi